Montag, 29. September 2008

Mit dem Zug aus Vietnam

Freitag, letzter Tag in der Märchenjurte. Unser heutiger Gast heißt Nguyen Tien Duc und ist vor viele Jahren tatsächlich mit dem Zug aus Vietnam nach Deutschland gereist. 17 Tage war er unterwegs, bis er hier ankam. Heute nicht, da ist er bequem mit dem Auto gefahren und nur eine Stunde auf der Straße, denn Herr Duc lebt und arbeitet nun in Magdeburg.

Mitgebracht hat er ein einsaitiges Musikinstrument, die Dan Bau. Daurauf spielt er, einen kleinen Holzstab in der Hand, Melodien mit vielen unterschiedlichen Tönen.


Die Kinder in der Jurte versuchten, hinter das Geheimnis dieser Spielweise zu kommen, doch sie entlockten dem Instrument nur einen Ton - dafür aber in unterschiedlicher Lautstärke.

Erst ein Vater durchschaute die Spielweise, einer Gitarre nicht ganz unähnlich. Doch der Meister des Instruments blieb Herr Duc.

Er erklärte dann seinen Zuhörern in der gut gefüllten Jurte, wie man sich in Vietnam begrüßt. Da geht es eher um das Alter des zu Grüßenden als um die Tageszeit. So sagt man zu Erwachsenen "Guten Tag, Onkel!" oder "Guten Tag, Tante!", auch wenn man gar nicht mit ihnen verwandt ist.

Die vietnamesische Geschichte handelt von einem König, der das klügste Kind in seinem Land sucht und den Bauern deshalb die Aufgabe stellt, ihm einen schwangeren Ziegenbock zu bringen. Da Ziegenböcke männlich sind und deshalb keine Böcklein bekommen können, wußte auch der kluge Junge und teilte dies dem König sehr geschickt mit - und der König hatte den klugen Jungen gefunden!

Freitag, 26. September 2008

Marine in der Jurte

Unser Gast am Donnerstag hat nichts mit Schiffen oder Seefahrt zu tun, sondern sie heißt so: Marine Mktchryan. Sie ist vor sieben Jahren aus Armenien nach Deutschland gekommen. Armenien ist das Land, aus dem die Aprikosen (Prunus armeniaca) stammen. Kein Wunder, dass die armenischen Kinder sich auch mit ihren Aprikosen etwas genauer beschäftigten und sie nicht nur aßen, sondern auch zum Spielen benutzten. So entstand gewiss auch die Idee, aus Aprikosenkernen Pfeifen zu basteln. Man reibt einfach die schmale Seite auf dem Stein, bis ein Loch entsteht und der Kern im Kern zum Vorschein kommt.

Den holt man mit einer Nadel oder einem spitzen Messer heraus. Ist der Kern völlig hohl innen, kann man auf ihm pfeifen wie auf einer Flasche oder wie Könner auf einer Querflöte.


Unsere Gäste waren jedenfalls fleißig dabei, die Aprikosenkernpfeifen herzustellen. Für lautstarke Untermahlung später am Abendbrotstisch war gesorgt...

Um 17:33 begannen wir mit dem Märchen in der Jurte. Marine (die gewohnt ist, dass wir Deutschen es schwer haben mit der Aussprache ihres Nachnamens) zeigte den zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörern, wo Armenien liegt.

Dann begann sie, das Märchen zu erzählen, warum die Sonnenblume sich immer der Sonne zuwendet. Eigentlich war die Sonnenblume ja mal eine Prinzessin und die Sonne ein schöner Prinz (der auch tatsächlich anwesend war!). Aus Sehsucht und großer Liebe wurde die Prinzessin zu Sonnenblume und sieht nun immer ihren Prinzen an. Ein Junge fragte hinterher, ob er diese Erkärung im Sachkundeunterricht verwenden könne - nunja, es ist ein Märchen, alle Angaben sind ohne Gewähr!

Da Armenien das Land der Aprikosen ist, waren Aprikosen in jeder Form auch in unserer Schatzkiste versteckt: frische Aprikosen, Getrocknete, Aprikosenkonfitüre auf Schnittchen... Und unsere Gäste hatten jede Menge Appetit mitbebracht.


Frisch gestärkt führte Marine die Kinder vor die Jurte, um mit ihnen zu spielen und zu tanzen. Und Pfeifen wurden auch weiter hergestellt. Ein Pfeiffen ging durch Dessau...

Donnerstag, 25. September 2008

Der Tip für den Tag um 17:330 Uhr

Wir werden heute auf alle Fälle noch bis 17:33 Uhr warten, bevor wir mit dem armenischen Märchen und Marine Mkrtchyan beginnen. Schließlich hat es die Mitteldeutsche Zeitung in der aktuellen Ausgabe so vorgegeben. Und wir halten uns dann natürlich dran!

Do it yourself: Wie öffnet man eine Kokosnuss?

Moussa demonstrierte uns eine einfache, aber sehr effektive Methode, um die harte Nuss zu knacken - ohne Säge, Schraubstock oder Beil - mit einem Stab und einem kleinen Hammer. Beim Kauf einer Kokosnuss ist darauf zu achten, dass man meim Schütteln im Inneren die Flüssigkeit plätschern hört. Ist es im Inneren eher stumm, ist die Kokosnuss alt und vertrocknet und somit ungenießbar.


Sieht man sich die Kokosnuss genau an, entdeckt man an der breiteren Seite ein Gesicht, einem erstaunten Igel nicht unähnlich: zwei Augen und ein Mund.


Dieser Mund ist die einzige Stelle, die problemlos zu durchstechen ist - mit einem Holzstäbchen.


Aus diesem Loch wird die klare, leicht süßliche Kokosmilch heraus geschüttelt und kann getrunken werden.

Dann muss man in das Loch Luft hineinblasen und sofort mit dem Daumen verschließen. Der Überdruck in der Kokosnuss bewirkt ein Aufplatzen der Nuss, wenn man mit einem Hammer nun drauf klopft oder die Kokosnuss auf einen festen Untergrund schlägt. Die Nuss bricht in zwei Teile.


Das Kokosfruchtfleisch kann nun mit einem Messer aus der Schale gelöst werden und wird dann entweder roh oder in verarbeitetem Zustand, z.B. als Makrone, gegessen. Vielen Dank, Moussa!

Die Spitzbuben aus dem Senegal

Dr. Moussa Dansokho heißt der Gast, den wir am Mittwoch in der Märchenjurte (sie ist tatsächlich rechtzeitig trocken geworden) begrüßen konnten. Er hat sein Heimatland Senegal verlassen, um in der ehemaligen DDR zu studieren und ist hier geblieben, hat eine Familie gegründet und sich auch an das hiesige Wetter gewöhnt. Deshalb war es auch interessant für ihn, als er vor einem Jahr im Senegal die Bewohner bei 10 Grad (die tiefste Temperatur im senegalesischen Winter) frieren sah. Ihm machte das nichts aus - Deutschland härtet ab.

Moussa erzählte das Märchen von den Spitzbuben, die einem Fremden mit einer List sogar die Kleider vom Leib stahlen. Danach klärte ein anderes Märchen auf, wie die Tiere zu ihren Schwänzen kamen und warum die Hasen nur einen mikrigen Pummelschwanz abbekamen. Beide Geschichten werden sowohl im Senegal, als auch in Mali erzählt.

Nach den beiden Geschichten löcherten die Zuhörer unseren Gast förmlich mit Fragen: Wie ist das Schulsystem in Mali, was essen Kinder zum Frühstück, welche Sprachen werden gesprochen, welche Früchte wachsen im Senegal. Die Botschaft der Republik Senegal hatte uns im Vorfeld einige Poster geschickt, die die Jurte dekorativ schmückten und von den begeiterten Kindern im Anschluss mit nach Hause genommen wurden.


Das führte uns zum zweiten Teil, in dem Moussa demonstrierte, wie eine Mango dekorativ und richtig aufgeschnitten und eine Kokosnuss ohne rohe Gewalt geöffnet wird.


Die Mango wurde natürlich nicht mit dem Hammer geöffnet, sondern vorsichtig und mit Gefühl mit einem Messer. Für viele Besucher war die Vorführung mit einem Aha-Effekt verbunden. Genascht werden durfte auch...

Mittwoch, 24. September 2008

Vom Hahn und seinen Freunden - ein bosnisches Märchen

Die Bilder zu diesem bosnischen Märchen stammen von Nada Lucic. Hier sind sie alle noch einmal zu sehen.

Nada aus Bosnien

Unser Gast am Dienstagabend war Nada Lucic aus Bosnien. Die junge Frau war als Kind vor dem Krieg in ihrer Heimat nach Deutschland geflohen. Sie berichtete von den vielen Bergen und der schönen Landschaft in ihrer Heimat, die für Kinder herrliche Spielmöglichkeiten bietet. Sie selber ist kroatischer Abstammung, obwohl sie in Bosnien aufgewachsen ist - in einem Land mit so vielen unterschiedlichen Kulturen und Religionen nichts ungewöhnliches.

Nada erzählte ein Märchen vom Hahn, der vom König eine Freundin haben wollte und mit der Hilfe von Freunden schließlich zu seinem Ziel kam. Die Bilder zu dem Märchen hatte sie selber gemalt und verschenkte sie im Anschluss an die begeisterte Kinderschar.

Im Märchen kam ein König vor, der dem Hahn nichts Gutes wollte, zum Schluss aber klein bei geben mußte. Wir krönten, emanzipiert wir wir sind, eine Königin für den Abend.

Und damit nicht nur zugehört wird, lud Nada die Kinder zum Tanzen ein. Die stellten sich recht geschickt an und tanzten fröhlich im Kreis.


Zum Abschluss gab es zur Stärkung ein bosnisches Blätterteiggebäck mit Äpfeln, das Nadas Mutter für uns gebacken hatte - sehr lecker und sehr schnell alle. Vielen Dank, Nada.

Die Schön-Wetter-Jurte

Gestern noch hatten die Pfadfinder stolz berichtet, wie sie bei einem Gewittersturm in der Jurte geschützt waren, einen Tag später hatte der feine Landregen der Jurte jegliche Standfestigkeit geraubt und sie umkippen lassen.

Da es den ganzen Tag weiter nieselte, machte es zunächst wenig Sinn, die Jurte wieder aufzurichten.


Erst am Nachmittag, als der Regen nachließ, schöpften wir literweise Wasser aus der, zugegeben wasserdichten, Jurte heraus und richteten sie mühsam wieder auf.


Es war aber klar, dass wir hier heute keine Gäste empfangen konnten. Dazu war es einfach viel zu feucht. Deshalb mussten wir schweren Herzens in die Kinderbibliothek ausweichen, die aber auch ein idealer Ort für unsere "Märchenohnejurte"-Aktion war.

Irgendwie gleicht die Jurte der Deutschen Bahn. Sie funktioniert nur bei schönem Wetter richtig.

Dienstag, 23. September 2008

Die Mutter geht zum Brunnen

Zum Abschluss spielte Mamad mit uns ein kurdisches Spiel. Dazu malte er mit Kreide auf dem Platz vor der Jurte das Spielfeld auf. Die Kinder bildeten unterdessen Zweier-Teams:. Es braucht eine Spielfigur: die "Mutter", die zum Brunnen will, um dort Wasser zu holen - und einen "Würfler", der mit einem großen Würfel die Schritte ermittelte.


Ziel ist es, so schnell als möglich zum Brunnen in der Mitte zu gelangen und wieder zurück. Aber es lauert eine Gefahr im Hinterhalt! Wer während des Spiels für sein Team die dritte 6 würfelt, wird "vom Bären gefressen" und ist raus aus dem Spiel. Also lieber langsam und sicher voran kommen, als schnell und gefährlich!

Brauchten die Teams zu Beginn je eine 6, um überhaupt ins Spiel zu kommen, versuchten sie dann, jede andere Zahl zu würfeln...


... doch das ist gar nicht so einfach. Drei Mütter wurden vom Bären geholt. Nicht wirklich, aber für sie endete, meist kurz vor dem Ziel, das Spiel.

Die Siegermannschaft erreichte langsam, aber unbeschadet, den Ausgangspunkt. So spielt man das Spiel wohl richtig! Danke, Mamad!