Samstag, 29. September 2007

Freitag: Das Land der aufgehenden Sonne

Ort: Die Kinderbibliothek der Stadtbibo. Draußen regnet es in Strömen. Wir sitzen hier am letzten Tag der Aktion "Mit Sieben-Meilen-Regenstiefeln um die Welt" im Trockenen.

Unser heutiger Gast kommt aus Dessau, stammt aber ursprünglich aus Tokio, der Hauptstadt Japans. Ihr Name: Mika Kaiyama.

Ihre Heimat ist über 11 Flugstunden von Deutschland entfernt. In Tokio sang sie damals im Kinderchor bei "Hänsel und Gretel" mit und wollte einmal in das Land, aus der diese Oper stand. Auch ein Grund, warum sie heute vor uns steht und ein altes japanisches Märchen erzählt:

Das Nachrichtenhäubchen:

Das Märchen handelt von einem jungen Mann, der ein Häubchen geschenkt bekommt und fortan in der Lage ist, die Sprache der Tiere und Pflanzen zu verstehen. Dadurch rettet er die Tochter des Bürgermeisters und die Bäume im Garten.

Frau Kaiyama und ihre beiden Kinder haben dieses Märchen nach alter japanischer Tradition mit Bildern illustriert.
Nach dem Märchen wurde ein letztes Mal die Schatztruhe geöffnet. Die japanische Botschaft hatte Origami-Papier, Faltbeschreibungen und Bleistifte mitgeschickt.

Da konnte unter fachfraulicher Anleitung von Mika Kaiyama jeder sein Faltglück versuchen.


Der Tag, als der Regen kam

Was da an Regenmengen im Laufe des Freitag Nachmittag vom Himmel herunter stürzte, war dann doch zu viel für die Jurte. Bei diesen Argumenten blieb ihr nichts übrig als Nachzugeben...

So machten wir aus der Märchenjurte einfach die Märchen-Kinderbibliothek: veränderter und trockener Ort, gleiches Konzept!

Freitag, 28. September 2007

Eine Botschaft aus Japan

In Vorbereitung der Märchenjurte hatte ich alle Botschaften der Länder angeschrieben, aus denen unsere Geschichtenerzähler hier her nach Deutschland gekommen sind. Und die Japanische Botschaft hat geantwortet. Mehr noch, sie hat ein Paket geschickt und der Botschaftssekretär Hiromitsu Takaha wünscht unserer Veranstaltung großen Erfolg.

Was in dem Paket drin war?

Heute Abend in der Schatztruhe!

Donnerstag: Mumien im Regen

Wüste, Pyramiden, Palmen, Strand: Das ist Ägypten.


Regen, Regen, Regen und jede Menge fröhlicher Menschen, die in die Jurte strömen: Das ist Dessau.

Und es wird richtig kuschlig, während die Tropfen auf das Jurtendach prasseln. Den Besuchern wird dampfender Pfefferminztee zur Begrüßung ausgeschenkt - der ist typisch für arabische Länder und tut bei der Kälte gut.

Hossam Saber, unser Gast aus Kairo, der Hauptstadt Ägyptens, erzählt von solchen Zelten wie unserer Jurte und einer Feuerstelle in der Mitte. Vor ihm liegen Ziegenfelle, um ihn herum lagern Kinder und Eltern. Herr Saber fragt nach der Reihenfolge der Farben auf der ägyptischen Flagge, nachdem er sie kurz gezeigt hat. Einige haben es sich gemerkt: rot oben, schwarz unten, in der Mitte weiß.

Das Märchen handelt von Igeln und Tauben- und jeder Menge Datteln, die von den Palmen fallen. Als ob wir es geahnt hätten. Was denkt Ihr, was heute in der Schatzkiste ist?
Dann erzählt Hossam Saber von den Kindern in Ägypten und welche Sprachen sie lernen.


Die Schatztruhe öffnet sich: Datteln und Feigen werden probiert - auch wenn es nicht jedermanns Sache ist. Man könnte ja Eselsohren bekommen. Gut bei "Zwerg Nase" aufgepasst!

Zu Pyramiden gehöre irgendwie auch Mumien. Und in die verwandeln sich viele unserer kleinen Besucher (Bei unseren großen Besuchern hätten wir zu viel Mumienpapier verbraucht). Das Einwickeln macht riesigen Spaß - das Befreien noch mehr.


Als die Jurte leer ist, wird aufgeräumt. Wieder was gelernt: Mumien machen Dreck!

Donnerstag, 27. September 2007

Der Thron der Märchenerzähler

Da sitzen sie jeden Abend auf einem echten Thron und erzählen ihre Märchen und Geschichten, aber den Thron selber beachtet kaum jemand. Deshalb wollen wir ihn mal ins rechte Licht rücken:



Er stammt nicht aus einem Schloß, aber einem ebenso großen Haus: dem Anhaltischen Theater.

Da kommt auch das schöne arabische Tor her, durch das unsere Besucher jeden Abend schreiten.
Und schon ist der Thron wieder verdeckt. Aber der Grund, warum Ihr hier her kommt, ist ja auch nicht ein Stuhl, sondern die vielen interessanten Menschen aus fernen Ländern, die auf ihm Platz nehmen. Dafür ist er da! Und er macht seine Sache gut.

In der Mitteldeutschen Zeitung...

Mittwoch, 26. September 2007

Mittwoch: Von Gänsen und Schwänen

Mittwochabend. Die Jurte hält.

Gut so, denn je näher die Zeit des Beginns heranrückt, um so voller wird es.

Liegt es daran, dass heute Russland auf dem Programm steht und russische Märchen vielen Eltern und Kindern in bester Erinnerung sind? Bevor es richtig los geht, stehen Wettkämpfe an: Wer baut am schnellsten seine Matrjoschkas (матрёшка) zusammen? Diese russischen Großfamilien haben zum Schluss in einer einzigen Puppe Platz - wenn man es richtig macht!


Die Jurte kann die Vielzahl der großen und kleinen Zuhörer kaum fassen. Stühle werden heran geholt, es wird kuschlig. Dann beginnt Elena Dukkart mit ihrem Märchen von einem Geschwisterpaar und ihrer Flucht vor der bösen Hexe Babajaga und ihren Schwänen und Gänsen. Den Text des Märchens findest Du hier.

Die Kinder lauschen der, mit einem charmanten Akzent, vorgetragenen Geschichte. Mit einem Спокойной ночи verabschiedet sich Elena von den Kindern. Da bricht auch schon die Jagd auf das russische Konfekt los.


Wer es etwas herzhafter mag, auf den warten vor der Jurte Pelmeni. Und es bleibt noch genug Zeit zum Erzählen mit dem Gast aus Sibirien.

In der Mitteldeutschen Zeitung...

Afrika meets Germany




Wenn Organisatoren zu viel Zeit haben...


(auf dem Hof der Stadtbibliothek)

Dienstag, 25. September 2007

Dienstag: Wie spricht man eigentlich in Kuba?

Es hat aufgehört zu regnen. Und die Jurte steht noch.

Heute dreht sich alles um Kuba. Francisco Menendes Gonzales will nach Dessau kommen, um ein Märchen aus seiner Heimat zu erzählen. Leider kommt er nicht rechtzeitig an.
Und wir rotieren derweil, um ein "Ersatzmärchen" zu besorgen. Nur gut, dass die Jurte neben der Stadtbibliothek steht. Astrid wird zur "Kubanerin ehrenhalber" und liest den großen und kleinen Gästen in der Jurte das Märchen vor. Welche Sprache spricht man eigentlich auf Kuba? Glücklicherweise sind Fachleute unter uns!
Derweil bereite ich vor der Jurte die alkoholfreien Caipirinhas, ein beliebtes südamerikanisches Mixgetränk, vor. Dazu gehören:
  • Limettenstückchen
  • brauner Rohrzucker
  • gecrushtes Eis
  • Ginger-Ale
Limette und Rohrzucker in einem Glas werden mit einem Stößel zerstampft, Eis drauf, mit Ginger-Ale aufgegossen, Strohhalm rein - fertig ist der südamerikanische Drink. Jetzt müsste nur noch die Sonne scheinen...
Den Kindern und Erwachsenen schmeckt's, es wird gestampft und nachgefüllt, bis alle zufrieden sind. Der Abend ist gerettet und wir sind froh. Und der MZ-Fotograf will trinkende Kinder knipsen. Dass dem Caipirinha der Rum fehlt, ist hoffentlich in der Bildunterschrift zu lesen!

Schreck in der Morgenstunde

Das Telefon klingelt... Ein Anruf. Die Jurte ist umgefallen. Der Regen der vergangenen Nacht hat den Boden aufgeweicht und das Gewicht der Wasserpfützen ein Übriges getan. Schnell aufs Rad und nachsehen, was zu retten ist. Ein Bild des Grauens. Da liegt sie, der große Stamm total umgekippt, im nassen Gras. Wer hier rein will, muss krauchen...
Nach 20 Minuten steht sie wieder. Alles halb so schlimm. Die Heringe sind wieder in den Boden gerammelt, das Wasser abgeschöpft und das Dach gestrafft. Es kann also weitergehen.

Da steht sie, noch etwas wacklig auf den Beinen, aber sie steht.

Montag: Keine Angst vorm schwarzen Mann!

Mosambik steht heute als erstes Land auf dem Programm. Als Märchenerzähler haben wir wieder Thomas Manhique gewinnen können. Er brachte aus Magdeburg viele Trommeln mit: Djemben und TamTams. Und natürlich ein Märchen: Wie die Wildkatze zum Haustier wurde...
Die Jurte ist ganz gut mit Zuhörern gefüllt - die Kinder sitzen an den Trommeln, die Erwachsenen bequem und mit etwas Abstand wegen der zu erwartenden Lautstärke dahinter.
Die Zeit vergeht wie im Fluge. Kaum hatte Thomas begonnen zu erzählen und einen kleinen Trommelworkshop abzuhalten, waren die dreißig Minuten wieder um. Und mit einem Lächeln im Gesicht verabschiedet er in seiner Muttersprache die Gäste. Den Kindern hat er die Angst vorm schwarzen Mann nehmen können.

Es geht wieder los!

Mehrere Monate sind seit der Preisvergabe vergangen. Die haben wir nicht rumgesessen, sondern an einem neuen Programm für die Märchenjurte gearbeitet, Leute eingeladen und Geld ausgegeben :-)
Im Rahmen der Interkulturellen Woche 2007 wird unsere Märchenjurtenaktion wieder stattfinden und besonders die Jüngsten ansprechen.
Der Hof der Stadtbibliothek steht uns wieder zur Verfügung und die Menschen aus 5 unterschiedlichen Ländern freuen sich auch schon. Auch über unsere Begleitaktionen sind wir uns im Klaren. Es verspricht, spannend zu werden...

Und unser Programm sieht doch wieder toll aus:


24. September - Afrika: Mosambik

25. September - Südamerika: Kuba

26. September - Europa: Russland

27. September - Afrika: Ägypten

28. September - Asien: Japan


„Für mich, für uns, für Dessau“

Am 20. März 2007 wurde unsere gelungene Kooperation mit Jugendamt und Stadtbibliothek mit dem Bürgerpreis „Für mich, für uns, für Dessau“ der Stadtsparkasse Dessau ausgezeichnet. Den Leuten hat unsere Idee von der Märchenjurte so gut gefallen, dass wir neben zwei anderen Initiativen ausgezeichnet wurden. Das hat uns überrascht und ganz doll gefreut. Unser Preisgeld kommt natürlich der neuen Aktion im September 2007 zu Gute.

Die Jurte

Ohne eine echte Jurte keine Märchenjurte! Die wurde uns zur Verfügung gestellt von den Pfadfindern vom Stamm Jacobus Dessau. Die haben uns auch geholfen, die Jurte fachgerecht aufzubauen. Wenn Du mehr über die Pfadfinder wissen willst, dann klicke hier:
Aber was ist eigentlich eine Jurte?
Die Jurte (türkisch: Yurt = Heim) ist das traditionelle Zelt der Nomaden in West- und Zentralasien. Von der Jurte und dem daraus gebildeten Heerlager leitet sich auch die deutsche Bezeichnung Horde für umherziehende (kriegerische) Völkerschaften ab, wie beispielsweise die Goldene Horde. Eine Jurte mit Feuerstelle bietet ohne weiteres Platz für 15 bis 25 Personen samt Gepäck.
Wo unsere Jurte genau herkommt, wissen wir nicht, aber sie ist ein toller Ort, um sich in andere Welten mitnehmen zu lassen.